16.5.2025

B. Jacobs

|

4

Min

Extreme Wetterlagen und ihre Auswirkungen auf globale Lieferketten

Die Auswirkungen des Klimawandels sind längst kein abstraktes Zukunftsszenario mehr, sondern Realität. Ob tagelange Starkregenfälle, flächendeckende Überschwemmungen, monatelange Dürreperioden oder Orkane mit Windgeschwindigkeiten jenseits der 120 km/h – extreme Wetterereignisse häufen sich weltweit und bringen die Logistikbranche zunehmend an ihre Belastungsgrenze. Die dabei entstehenden Herausforderungen betreffen nahezu jeden Bereich der Transportkette – von der Beladung über die Lagerung bis hin zur finalen Zustellung.

Wetter als Unsicherheitsfaktor in der Supply Chain

Insbesondere in global aufgestellten Lieferketten wirken sich klimatische Veränderungen immer stärker aus. Straßen werden überflutet oder beschädigt, Schienenwege unpassierbar, Flughäfen lahmgelegt, Häfen zeitweise geschlossen. In Zeiten hochgradig vernetzter und just-in-time organisierter Logistik können derartige Unterbrechungen teure Dominoeffekte nach sich ziehen.

Beispiele aus der Praxis:

  • Deutschland, Juli 2021: Das verheerende Hochwasser in Rheinland-Pfalz und NRW verursachte massive Schäden an Straßen, Brücken und Eisenbahninfrastruktur. Der Frachtverkehr war tagelang gestört.
  • Panamakanal, 2023: Durch anhaltende Dürre wurde der Wasserstand so niedrig, dass Containerschiffe nur noch stark reduziert passieren konnten. Die Folge: monatelange Rückstaus und alternative Routen über teurere Seewege.
  • USA, 2022–2024: Wiederkehrende Winterstürme führten zu großflächigen Stillständen auf Straßen und Schienen in mehreren Bundesstaaten – mit erheblichen Auswirkungen auf den Gütertransport und die Lebensmittelversorgung.

Auswirkungen auf die Logistikbranche

Diese realen Szenarien zeigen: Wetterphänomene haben längst operative und wirtschaftliche Tragweite – und sie erfordern ein klares Umdenken in der gesamten Branche.

  • 67 % der Unternehmen berichten von Ressourcenknappheit aufgrund klimabedingter Lieferengpässe.
  • 51 % verzeichnen Schäden an Infrastruktur wie Gebäuden oder Straßen.
  • 46 % klagen über Versorgungsengpässe durch gestörte Lieferketten oder fehlendes Material.

Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, Klimarisiken in das Risikomanagement von Unternehmen zu integrieren.

Strategien zur Risikominimierung

Angesichts der zunehmenden Extremwetterlagen muss das Risikomanagement der Logistikbranche neu gedacht werden. Unternehmen sollten sich auf mehrere Ebenen vorbereiten, um wetterbedingte Unterbrechungen zu minimieren.

1. Diversifizierung der Lieferketten
Die Zusammenarbeit mit mehreren, geografisch verteilten Lieferanten reduziert das Risiko lokaler Ausfälle. Auch die Prüfung alternativer Transportkorridore (z. B. Schiene statt Straße) gehört dazu.

2. Investitionen in klimaresiliente Infrastruktur
Dazu zählen erhöhte Lagerflächen, wasserdichte Lagerhallen, wetterbeständige Verladeeinrichtungen sowie vorausschauende Wartung der Fahrzeugflotte bei Hitze- oder Frostperioden.

3. Nutzung digitaler Tools und Frühwarnsysteme
Durch den Einsatz von Echtzeitdaten, KI-gestützter Wetterprognose und automatisierten Routenanpassungen lassen sich Transportpläne flexibler und robuster gestalten.

4. Schulung und Sensibilisierung von Mitarbeitenden
Fahrer:innen, Logistikkoordinator:innen und Lagerpersonal müssen auf klimabedingte Krisensituationen vorbereitet werden – etwa durch Notfalltrainings und praxisnahe Leitfäden.

5. Partnerschaften und Transparenz in der Lieferkette
Ein enges Zusammenspiel mit Kund:innen, Partner:innen und Behörden kann helfen, Engpässe frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Extreme Wetterlagen sind eine wachsende Bedrohung für globale Lieferketten. Unternehmen müssen proaktiv handeln, um ihre Logistikprozesse resilient gegenüber klimabedingten Risiken zu gestalten. Durch Diversifizierung, Investitionen in Infrastruktur, den Einsatz digitaler Tools und gezielte Schulungen können sie ihre Widerstandsfähigkeit stärken und sich besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten.

No items found.

Der Klimawandel stellt die Logistikbranche vor erhebliche Herausforderungen. Extreme Wetterereignisse führen zu Unterbrechungen in den Lieferketten und verursachen erhebliche wirtschaftliche Schäden. Unternehmen, die frühzeitig in resiliente Strukturen und Prozesse investieren, können sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil sichern und ihre Position in einem zunehmend volatilen Markt stärken.

Handel